Pionierinnen der neurologischen Reha
Aus einer kleinen Physiotherapiepraxis in einem Dorf in Niederbayern hat sich im Lauf der Jahre ein interdisziplinäres Gesundheitszentrum mit 50 Angestellten entwickelt. Neben Gründerin Margot Raff sind mittlerweile auch ihre Töchter Nadine und Denise mit von der Partie. Neuester Coup des Familien-Trios: terramed, eine Spezialabteilung für neurologische Intensiv-Rehabilitation – und ein echtes Highlight in der deutschen Therapielandschaft.
Kurzprofil
Das Zentrum für Gesundheit & Therapie in Adlkofen überzeugt durch seinen ganzheitlichen Therapieansatz in enger Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegeeinrichtungen. Mit seinem Konzept terramed ist es in Deutschland Vorreiter bei der Kombination von innovativen Technologien und etablierten Therapieansätzen.
Zentrum für Gesundheit & Therapie GmbH
Am Niederholz 8
84166 Adlkofen
https://www.gz-adlkofen.de/
„Es ist einfach niederschmetternd, wenn man eine junge Frau mit 25 Jahren nach Schlaganfall sieht, die ihr Leben noch vor sich hatte und jetzt im Rollstuhl sitzt“, sagt Nadine Raff. Gemeinsam mit ihrer Mutter Margot leitet sie als stellvertretende Geschäftsführerin das Zentrum für Gesundheit und Therapie Adlkofen. Ihre Schwester Denise führt die Abteilung für Logopädie.
Seit Margot Raff 1993 eine kleine Physiopraxis in Furth bei Landshut gegründet hatte, ist viel passiert. Bald schon kaufte Margot ein Grundstück in der niederbayerischen 4000-Seelen-Gemeinde Adlkofen und eröffnete dort 1997 das Zentrum für Gesundheit und Therapie. Es ist mit genau 50 Angestellten heute einer der größten Heilmittelerbringer Deutschlands an einem Standort. Das interdisziplinäre Zentrum bietet eine große Bandbreite an therapeutischen Angeboten wie klassische Physiotherapie, Ergo- und Logotherapie, Podologie sowie eine große Abteilung für Medizinische Trainingstherapie. Ein besonderes Highlight ist das Schwimmbad: Kaum eine andere Physiopraxis in Bayern kann mit Krankengymnastik im Bewegungsbad aufwarten.
terramed: Neue Wege der neurologischen Intensivtherapie
„In den letzten Jahren haben uns die Ärzte immer mehr sehr junge neurologische Patienten geschickt“, erzählt Nadine Raff. „Wir wollten natürlich unbedingt helfen. Deshalb haben unsere Therapeuten jede Menge Zusatzausbildungen, beispielsweise zum Bobath-Konzept, gemacht. Aber wir kamen immer wieder an den Punkt, wo es nicht weiterging. Denn zweimal in der Woche eine halbe Stunde KG ZNS nützt bei Schlaganfall oder Parkinson einfach nichts. Der Frust war groß und wir haben uns gefragt, ob wir alles beim Alten belassen oder neue Wege gehen wollen.“
Die Raffs entschieden sich für neue Wege. Gemeinsam mit ihrem Team entwickelten die drei Damen terramed, ein umfassendes Konzept für neurologische Intensivtherapie. Zu den bereits bestehenden 2.300 Quadratmetern des Gesundheitszentrums kam ein 700-Quadratmeter-Anbau hinzu, im März 2023 wurde der neue Therapiebereich eröffnet. Mit einer Kombination aus etablierten Therapieformen und innovativen Technologien unterstützt terramed Menschen mit neurologischen Erkrankungen auf ihrem Weg zurück in ein möglichst normales Leben. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten absolvieren die Patientinnen und Patienten ein individuell ausgearbeitetes Therapieprogramm, auf Wunsch auch ergänzt durch psychologische Beratung. Die Diagnosen reichen von Schlaganfall oder Hirnblutung über Parkinson, Multiple Sklerose oder Nervenschäden nach einer Infektion bis hin zu Schädel-Hirn-Trauma oder Querschnittslähmung.
Evidenzbasiert mit robotikgestützten Geräten
Geleitet wird die terramed-Abteilung von Jessika Straßmeier. Die ausgebildete Physiotherapeutin musste sich zunächst eine ganz neue Welt der evidenzbasierten Physiotherapie erobern – mit hochmodernen Robotikgeräten, künstlicher Intelligenz, Virtual Reality, Bio- und Neurofeedback sowie Augmented Performance Feedback. „Mit moderner Technik können wir tatsächlich Areale im Gehirn ansprechen, die mit herkömmlicher Physiotherapie kaum zu beeinflussen sind“, erklärt Straßmeier. „Wenn zum Beispiel ein Gehirnareal, das die Motorik steuert, durch einen Schlaganfall geschädigt ist, müssen wir alles daran setzen, dass neue Nervenzellen gebildet werden oder ein anderes Hirnareal die Aufgaben übernimmt. Hierzu nutzen wir beispielsweise den Vibramoov.“ Das Gerät wird wie eine Manschette an Armen oder Beinen befestigt und aktiviert durch Vibration die Muskelspindel. Dies bewirkt einen Rückkopplungsmechanismus im zentralen Nervensystem. Der Muskeltonus wird reguliert, der Patient hat weniger Schmerzen und gute Chancen, die Muskulatur wieder zielgenau ansteuern zu können.
Hervorragende Betreuung durch proxomed-Berater
Unterstützt wurde das terramed-Team bei der Auswahl der Geräte auch von proxomed. „Unsere Abteilung für Medizinische Trainingstherapie war von Anfang an mit proxomed-Geräten ausgestattet“, sagt Nadine Raff. „Aufgrund der sehr guten Gerätequalität und der hervorragenden Beratung von Benjamin Schardt haben wir 2021 unsere gesamten MTT-Geräte von proxomed erneuern lassen. Benjamin hat uns dann auch bei der Planung von terramed gerätetechnisch sehr unterstützt und uns gezeigt, was in der Therapiewelt gerade das Neueste vom Neuesten ist.“ Neben dem Vibramoov erhielt terramed über proxomed auch das Ganganalyse-System Rehawalk und den Robowalk für virtuelles Lauftraining (von h/p/cosmos). „Benjamin hat uns auch hinsichtlich anderer Geräte gut beraten und in einigen Fällen direkt den Kontakt hergestellt. Da auch wir auf Austausch statt Konkurrenz setzen, gefällt es uns sehr, dass da nicht nur proxomed-Geräte verkauft werden, sondern die Beratung perfekt zu unserer Gesamtstrategie passt. Der Austausch ist wirklich immer sehr, sehr gut.“
Physio-Oase mit Garten und Terrasse
Um gerade den neurologischen Patientinnen und Patienten den Aufenthalt im Gesundheitszentrum so angenehm wie möglich zu machen, sind sämtliche Bereiche bis hin zu den Duschen und WCs rollstuhl- und behindertengerecht ausgestattet – „aber so, dass man man es nicht auf den ersten Blick sieht“, wie Nadine Raff betont. „Bei uns sollen sich auch behinderte Menschen ganz normal fühlen.“ Viele Therapiegeräte lassen sich mit wenigen Handgriffen rollstuhlgerecht umbauen. Patienten der neurologischen Intensiv-Reha verbringen im Normalfall bis zu fünf Tagen pro Woche jeweils drei bis fünf Stunden im Zentrum. Deshalb gibt es für sie eine eigene Cafeteria mit kleiner Küche, wo immer Getränke, Kuchen und Snacks bereitstehen.
Gern genutzt wird auch der Outdoor-Therapiebereich samt Garten und Terrasse – eine grüne Oase mitten im Gewerbegebiet von Adlkofen. Dort findet bei schönem Wetter beispielsweise Entspannungstherapie unter Bäumen oder Sensibilisierungstraining mit Wasser statt. Immer wieder sieht man auch Menschen auf der begrünten Terrasse unterm Sonnenschirm sitzen, vor sich auf dem Tisch bunte Gläser mit Getränken. Denn auch der Austausch der Patienten untereinander liegt dem Therapieteam am Herzen.
Mehr Freude an der Therapie – auch für die Therapeuten
Natürlich stehen die Patienten bei der Arbeit im Gesundheitszentrum stets im Mittelpunkt. Allerdings wissen die drei Raff-Damen auch, dass sich nur mit guten Arbeitsbedingungen engagierte Therapeutinnen und Therapeuten gewinnen und langfristig halten lassen. „Es ist uns ein großes Anliegen, den Beruf des Heilmittelerbringers wieder attraktiv zu machen“, sagt Nadine Raff. „Viele Therapeuten verlieren aufgrund der sehr strengen Strukturen und des extrem durchgetakteten Arbeitens die Lust an der Therapie. Wir möchten mit unserem offenen Konzept, langen Therapieeinheiten, verschiedenen Geräten und viel Abwechslung die Lust an der Therapie wieder wecken.“
Darum bemüht man sich auch beim Nachwuchs: Das Gesundheitszentrum ist Praktiumsstelle Neurologie für die Freseniusschule in Landshut. „Die Neurologie ist bei vielen Auszubildenden nicht so beliebt, weil sie im Studium auch mal etwas trocken sein kann“, erklärt Nadine. „Wir wollen gern die Klischees und Vorurteile aufbrechen. Denn wenn man mal im Thema drin ist, wenn man die Methoden praktisch anwendet und die Erfolge sieht, dann ist die neurologische Reha der coolste Bereich der Physiotherapie.“
Der Erfolg gibt Margot, Nadine und Denise Raff recht: Die 25 Therapieplätze für neurologische Intensivreha sind immer besetzt, die Therapeutinnen und Therapeuten begeistert von der neuen Abteilung. Fast 700 Besucher und Besucherinnen kamen zum Infotag für medizinisches Fachpersonal und konnten sich bei vielen Demonstrationen und Vorträgen vom Konzept und seiner praktischen Umsetzung überzeugen. „Vor allem von den Ärzten kam sehr positive Rückmeldung, weil sie endlich jemand an der Hand haben, der im ambulanten Bereich hochkarätige neurologische Reha anbietet.“
Aus diesem Grund kennen die Raff-Damen auch keinerlei Konkurrenzdenken. Ganz im Gegenteil: „Der Bedarf ist riesengroß und neurologische Patienten brauchen sehr viel Zeit. Deshalb freuen wir uns, wenn sich noch mehr Kolleginnen und Kollegen der Neurologie und der betroffenen Patienten annehmen“, betont Nadine Raff. „Jeder, der will, kann bei uns im Therapiezentrum vorbeikommen und sich alles anschauen. Denn je mehr Therapeuten sich in die neurologische Reha wagen, desto mehr Leiden können wir lindern.“