Sarkopenie und Ernährung: Wie Sie Senioren in Ihrer Praxis am besten beraten

Mangelernährung kann bei Sarkopenie ein wesentlicher Faktor sein. Vor allem eine zu geringe Proteinzufuhr begünstigt den Abbau von Muskelmasse und damit auch die Immobilität. Ein erfahrener Geriater und Ernährungsmediziner erklärt, wie Physiotherapeuten eine unzureichende Nährstoffzufuhr bei älteren Menschen erkennen können. Außerdem erfahren Sie, wie Physios ihre Patientinnen und Patienten in Ernährungsfragen unterstützen, ohne ihre Kompetenzen zu überschreiten.

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Was kann auf eine Mangelernährung hinweisen?

Ein Zeichen für eine solche Mangelernährung kann ein plötzlicher Gewichtsverlust beim Patienten sein. „Wir Geriater haben da einen ganz einfachen Indikator: die Kleidung und der Umfang der Oberschenkel“, sagt Prof. Schulz: „Wenn ein Patient seine Hose nur noch mit Hosenträgern halten kann und man sieht, dass er an Bauch und Oberschenkeln massiv abgenommen hat, werden wir hellhörig und müssen fragen, ob sich der Patient ausreichend ernährt.”

Den simplen Indikator der Gewichtsabnahme können auch Physiotherapeuten als ersten Hinweis auf eine Mangelernährung nutzen. Außerdem sollten sie aufmerksam werden, wenn in der Physiotherapie die Schrittlänge und die Ganggeschwindigkeit eines Patienten auffällig abnehmen oder der Gang schlurfend wird. Auch Schwindel, Konzentrationsstörungen, nachlassendes Reaktionsvermögen und schlechte Wundheilung können Indikatoren für einen Proteinmangel sein.

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In der Geriatrie des St. Marien-Hospitals sind die Therapeuten angehalten, den Patienten nach jeder Physiotherapie-Einheit ein Glas Wasser anzubieten. „Auch wenn bei älteren Patienten die Übungen weniger anstrengend sind, wird durch körperliche Aktivität der Stoffwechsel angeregt”, erklärt der Chefarzt. „Das heißt: Es entstehen Stoffwechselprodukte, die vom Körper ausgeschieden werden müssen. Deswegen muss man dafür sorgen, dass die Leute genügend Flüssigkeit zu sich nehmen.” Auch in der Physiopraxis empfiehlt es sich, für die Patienten immer genügend Wasser bereitzuhalten. Aromatisiert mit frischer Minze, Zitrone und/oder Gurke ist das erfrischende Nass nicht nur ein gesunder Durstlöscher, sondern auch ein optisches Highlight.

ACHTUNG: Bei Herzschwäche ist Vorsicht geboten, da der Körper mehr Wasser einlagert, was zu Ödemen führen kann. In solchen Fällen kann eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr lebensbedrohlich werden. Deshalb bei Herzerkrankungen mit Verdacht auf Flüssigkeitsmangel unbedingt ärztliche Expertise einholen!

Bei Verdacht auf Mangelernährung: Patienten zum Arzt schicken

Sollten Physios im Verlauf der Therapie bei älteren Patientinnen und Patienten also einen Gewichts- oder Kraftverlust, Gangunsicherheiten oder Konzentrationsprobleme feststellen, so kann dies auf Ernährungsfehler oder sogar auf eine schwerwiegende Mangelernährung hinweisen. „Das kann man als Physiotherapeut sehr gut sehen, und die Therapeuten berichten uns im Hinblick auf diese Parameter von überraschenden Therapieerfolgen, wenn wir den Protein-, Kalorien- und Flüssigkeitsbedarf decken und zum Teil auch Vitamine supplementieren”, so Prof. Schulz. Allerdings können ähnliche Symptome auch auf eine beginnende Demenz und andere Erkrankungen hinweisen. Diagnostik und Therapie gehören deshalb immer in ärztliche Hände: Sollten sich in der Physiotherapie Symptome zeigen, die auf eine Mangelernährung hindeuten, gilt es den Patienten oder die Patientin darauf aufmerksam zu machen und zum Hausarzt zu schicken. Sollte sich als Ursache der Beschwerden tatsächlich ein Ernährungsfehler herausstellen, empfiehlt der Arzt oder die Ärztin möglicherweise eine Ernährungsberatung.

Da Physiotherapie und Ernährung für Patientinnen und Patienten positive Synergieeffekte erzielen können, entscheiden sich immer mehr Physiotherapeutinnen und -therapeuten, auch Ernährungsberatung anzubieten – ob durch eine eigene Fortbildung oder durch Kooperation mit Ernährungsexperten. Mehr dazu erfahren Sie in der nächsten Ausgabe von proxovision.

Veröffentlicht am 21.10.2024