Personalsuche für die Physiotherapie-Praxis – Teil 2

Viele Physiotherapie-Praxen suchen händeringend nach Personal. Doch wie findet man die richtigen Mitarbeiter? Also Menschen, die wirklich zur eigenen Praxis und zum Team passen? In Teil 2 unseres Recruiting-Specials sagt Ihnen unser Experte, welche Jobportale für die Physio-Branche zu empfehlen sind. Außerdem erfahren Sie, wie Sie auch analog neue Mitarbeiter finden können – ganz „altmodisch“ und dennoch pfiffig.

Das A und O auf Ihrem Weg zu qualifizierten und passenden Mitarbeitern ist zunächst einmal eine klare Strategie. Das heißt: Sie sollten die eigene Zielsetzung kennen und genau wissen, was künftige Teammitglieder mitbringen sollten und welche Pluspunkte die Praxis ihnen zu bieten hat (siehe hierzu Teil 1 unseres Recruiting-Specials). Diese präsentiert man am besten auf einer professionellen Website mit direkter Kontaktmöglichkeit für Bewerberinnen und Bewerber. Auch gut gemachte – und durchaus auch witzige – Postings auf Social Media können Interessierte ansprechen und neugierig machen.

Jobportale: Unterwegs sein, wo die Branche sich tummelt

Viele Online-Jobportale konkurrieren um Inserenten in den unterschiedlichsten Branchen. Demnach ist nicht jede Jobbörse im Internet für jede Berufsgruppe gleichermaßen interessant. „Man muss sich mit der jeweiligen Stellenbörse beschäftigen“, sagt Unternehmensberater Ralf Jentzen: „Wie ist der Traffic auf der Seite bei meiner Zielgruppe? Wie viele Mitbewerber sind da unterwegs? Wie bekannt ist das Portal bei den Suchenden? Da wo der Wettbewerb ist, muss ich auch sein.“

Ralf Jentzen, Foto: privat

Physiotherapie-Praxen und Therapeuten auf Jobsuche tummeln sich zuallererst bei physio.de mit praktischer Postleitzahlen-Suche sowie bei indeed.de. Die Trefferquote ist bei beiden relativ hoch, und doch warnt der Experte vor der Erwartung, innerhalb kürzester Zeit fündig zu werden: „Viele Praxisinhaber denken, ich stelle da heute eine Anzeige rein und morgen muss jemand reagieren. Aber so einfach ist das schon lange nicht mehr.“

Es braucht also eine ordentliche Portion Weitsicht und Geduld, wenn man wirklich sein Dreamteam zusammenstellen möchte. „Man darf die Anzeige nicht nach zwei Monaten wieder rausnehmen“, betont Jentzen. „Besser sollte man sechs bis zwölf Monate einplanen. Wichtig ist auch, die Anzeige immer wieder zu erneuern, damit sie unter den Treffern weit oben steht.“

Als Ergänzung kann man durchaus über bezahlte Anzeigen bei Google Ads (früher: Google Adwords) nachdenken. Und natürlich muss jede Anzeigenkampagne in die Gesamtstrategie der Praxis eingebunden sein. Hierzu zählt in erster Linie ein Link auf die Jobseite des eigenen Internetauftritts (siehe oben).

Foto: iStock/Drazen Zigic

Analog – aber richtig!

Auch in Zeiten der Digitalisierung spricht nichts dagegen, auch analoge Kanäle für die Mitarbeitergewinnung zu nutzen. Lokale Zeitungen greifen hier aber oft nicht weit genug. Viel eher empfiehlt es sich, Berufseinsteiger durch einen Aushang an Physiotherapie-Schulen anzusprechen.

Da auf diese Idee auch viele Mitbewerber kommen, gilt es sich mit dem Aushang positiv abzuheben. Eine professionell gestaltete und auf gutes Papier gedruckte Anzeige mit QR-Code macht einen deutlich besseren Eindruck, als ein lieblos gemachtes Blatt mit Abreißzetteln. Und auch hier ist die Website wieder Dreh- und Angelpunkt: Über QR-Code oder Website-Adresse (URL) landen die jungen Leute direkt auf der Jobseite der Praxis.

 

Weitere Tipps für attraktive Personalsuche:
 

  • Persönliches Netzwerk nutzen: Alle Leute auf die offene Stelle ansprechen
  • Kooperation mit Schulen: Praktikumsstellen zur Verfügung stellen
  • Auf Fortbildungen und Messen Karten auslegen: „Komm doch zu uns ins Team“ mit QR-Code
  • Plakat/Aushang in der eigenen Praxis: professionell gestaltet, mit QR-Code + Karte am Tresen
  • Mitarbeiter werben Mitarbeiter gegen Vermittlungsprovision (unbedingt dem Neuen die gleiche Prämie geben, zum Beispiel Tablet oder Geldprämie)
  • Beschriftung der Praxisfahrzeuge: „Wir suchen“ + QR-Code
  • Dozententätigkeit an Hochschulen und Physio-Fachschulen

Und schließlich rät Ralf Jentzen, bei der Personalsuche auch die eigene Fantasie spielen zu lassen: Warum nicht mal in einer In-Kneipe Bierdeckel mit Stellenanzeige und QR-Code auslegen? Oder die Brötchentüten beim lokalen Bäcker mit der Anzeige bedrucken lassen? „Einer meiner Kunden hat so eine Mitarbeiterin gewonnen, die jetzt schon sieben Jahre im Team ist“, erzählt Jentzen.

Gutes Recruiting ist eine Investition in die Zukunft

Eines muss Praxisinhabern klar sein, bevor sie eine Kampagne zur Mitarbeitergewinnung starten: Professionelle Anzeigen und deren Verbreitung gibt es nicht umsonst. „Man muss auch mal bereit sein, für gute neue Mitarbeiter 10.000 Euro oder mehr zu investieren“, betont der Unternehmensberater. „Für Geräte wird oft viel Geld ausgegeben, für die Suche nach Personal dagegen nicht. Dabei sind gute Mitarbeiter so wichtig für das langfristige Überleben einer Praxis.“

Am Anfang aber stehen eine gute Strategie, eine gehörige Portion Geduld und der Wille am Ball zu bleiben, wie Ralf Jentzen betont: „Viele denken, es gebe den einen tollen Trick, dann kommen die Leute. Aber es gibt keinen Trick, sondern nur eine strategische Vorgehensweise mit langfristiger Perspektive.“