Ein ganzes Lebenswerk einfach aufgeben? Das tut weh! Da Nachfolger für Therapiepraxen aber oft schwer zu finden sind, sehen viele Praxisinhaber keine andere Lösung. Dabei gibt es gute Konzepte, um die Geschäftsführung in jüngere Hände zu geben und gleichzeitig die Synergien vieler Gleichgesinnter zu nutzen. Eine zukunftsweisende Option kann es sein, sich einem Praxisverbund anzuschließen. Wie das ablaufen kann, fragten wir Holger Herrmann, den Geschäftsführer von APELOS Therapie. Diesem Praxisverbund gehören derzeit 29 Therapieeinrichtungen aus Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Rehabilitation in ganz Deutschland an.
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» Herr Herrmann, Ihr Praxisverbund wurde 2020 unter dem Firmennamen Physio Holding gegründet. Seit November 2023 heißt das Unternehmen APELOS Therapie. Was verbirgt sich hinter dem neuen Namen?
Der Name APELOS Therapie fasst einfach und klar alle Bereiche zusammen, in denen unser Verbund tätig ist: Ambulant, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Osteopathie und Sport. Auf diesen Namen kann jede Praxis stolz sein, denn er zeigt, welche Bandbreite an therapeutischen Leistungen wir Menschen in ganz Deutschland anbieten.
» Von wem und mit welcher Zielsetzung wurde APELOS Therapie gegründet?
Die APELOS Therapie ist durch ein Hamburger Investorenbüro ins Leben gerufen worden, das aufgrund des nicht konsolidierten Therapiemarktes und der auf uns in nächster Zeit zukommenden Altersnachfolgeregelungen den Therapiemarkt spannend fand. Ein Investor hat natürlich immer eine Verbesserung des Eigenkapitals im Sinn, da eine gut aufgestellte Gruppe gegenüber einer Einzelpraxis einen Mehrwert hat. Als Mitgründer verfolge ich weitere Ziele: Ich möchte innerhalb des Verbunds gute Therapie anbieten und vom Wissen jedes einzelnen Zentrums für Patienten und Mitarbeiter profitieren. Am Ende geht es um Arbeitsplatzsicherung und darum, die erworbenen Zentren zukunftssicher zu gestalten. Gemeinsam ist man stärker, als wenn man sich alleine den Herausforderungen im immer stärker von äußeren Einflüssen beeinträchtigten Gesundheitsmarkt stellen muss.
» Was sind die Hauptvorteile, die eine Therapiepraxis durch den Beitritt zu einem Verbund wie APELOS erwarten kann?
Ganz wichtig sind hier die einheitliche Digitalisierung und die Standardisierung von Prozessen. Dies führt zu Entlastungen innerhalb der einzelnen Zentren, was bürokratische Dinge angeht. Weiter investieren wir immer in die Infrastruktur der einzelnen Praxen, um sie zukunftssicher aufzustellen. Dies bedeutet auch eine gute Arbeitsumgebung für jede einzelne Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter.
» Welche spezifischen Dienstleistungen oder Ressourcen bietet APELOS seinen Tochtergesellschaften, die ihnen im Alltag helfen können?
Wie schon erwähnt, setzen wir auf eine einheitliche Digitalisierungsstrategie. Dazu gehört auch eine zentrale Terminkoordinationszentrale, die zusätzlich durch Patienten genutzt werden kann und die Rezeption in den Praxen entlastet. Wir bieten das komplette Paket der Buchhaltung und Lohnabrechnung, organisieren den Austausch in verschiedenen Therapieboards, die Koordination der Zulassungen und eventuellen Erweiterungen. Sehr wichtig ist uns auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den verschiedenen Berufsgruppen. Hierfür planen wir beispielsweise einen APELOS Therapie Jahreskongress.
» Wie beeinflusst die Integration in einem Verbund die wirtschaftliche Situation einer Therapiepraxis? Gibt es messbare Einsparungen oder Umsatzsteigerungen?
Durch die Gemeinschaft profitieren wir von besseren Einkaufskonditionen bei den Herstellern. Weiter gibt es durch standardisierte Prozesse Einsparungen in den meisten Bereichen. Durch Synergien und das Gruppen-Knowhow können auch Verbesserungen des Umsatzes erfolgen, wie etwa jüngst bei der Blankverordnung in Ergotherapie und Physiotherapie. Und bei Erweiterungen des Leistungsportfolios übernehmen wir das Risiko der Vorabfinanzierung.
» Welche Voraussetzungen sollte eine Praxis erfüllen, um ein Teil von APELOS zu werden?
Dies hängt davon ab, ob die Einrichtung innerhalb eines Clusters liegt, also innerhalb eines bestimmten Radius um andere Praxen herum, und ob sie noch Potenzial für eine Weiterentwicklung hat. Die Praxis sollte bereits profitabel geführt sein und am besten über mindestens 10 Therapeutinnen und Therapeuten verfügen.
» Was passiert mit der persönlichen Handschrift einer Praxis, wenn sie Teil von APELOS Therapie wird?
Die Praxen werden im Idealfall von den vorherigen Inhaberinnen oder Inhabern weitergeführt, sofern diese mit uns in die Zukunft gehen möchten. Ansonsten versuchen wir aus dem Team oder aus dem externen Markt geeignete Persönlichkeiten zu finden. Wir behalten die Identität der Praxis bei und versuchen so wenig wie möglich die persönliche Handschrift nach außen zu verändern. Zur Koordination hat jede Praxis eine übergeordnete regionale Leitung.
» Was kommt auf eine Einrichtung ganz praktisch zu, wenn sie Teil von APELOS werden möchte?
Die Überführung einer Therapieeinrichtung in den APELOS-Verbund ist kein Hexenwerk: Nach einem Erstgespräch und der Unterzeichnung einer Vertraulichkeitsvereinbarung analysieren wir die Unterlagen der Praxis und machen dann ein Angebot, in dem wir auch die weichen Faktoren thematisieren, etwa wie die Zusammenarbeit mit den bisherigen Inhabern weitergeht. Wenn ein Kaufvertrag zustande gekommen ist, werden die Mitarbeiter informiert und wir kümmern uns um die notwendigen neuen Zulassungen. Dann kann’s auch schon losgehen als Teil von APELOS Therapie. Im Normalfall dauert der Prozess vom Kennenlernen bis zum Vollzug etwa 6 Monate. Natürlich beraten wir die Praxen in dieser Phase umfassend, um sie auch für die Zukunft auf sichere Beine zu stellen. Schließlich haben wir alle ein gemeinsames Ziel: die Gesundheit der Menschen in unserem Land – und damit auch eine Verantwortung für die Gesundheit der Therapieeinrichtungen und ihrer Mitarbeiter.