Isokinetisches Training erfährt momentan einen wahren Boom – vor allem in der Erweiterten Ambulanten Physiotherapie (EAP) und im Leistungssport. Mit dem isokinetischen Test- und Trainingssystem Biodex System 4 lassen sich muskuläre Defizite, Dysbalancen und Gelenkprobleme testen und darstellen. Anschließend können diese dann gezielt und sicher durch individuelle isokinetische Trainingsprogramme ausgeglichen werden. Außerdem lassen sich alle Tests und Maßnahmen exakt dokumentieren.
Test, Training und Dokumentation an einem Gerät – und das Ganze schnell und sicher. So lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen, warum Isokinetik vor allem in der Erweiterten Ambulanten Physiotherapie (EAP) so gerne genutzt wird. Musste man als physiotherapeutische Praxis oder Rehazentrum früher ein isokinetisches Trainingssystem vorweisen können, um die Zulassung für EAP zu erhalten, ist dies schon lange nicht mehr notwendig. Als die gesetzlichen Krankenkassen sich dann auch noch aus der Finanzierung der EAP zurückzogen, erlebte das isokinetische Training einen vorübergehenden Rückgang. Seit einiger Zeit aber genießt es wieder richtig Aufwind. Denn die Vorteile gegenüber normalem Krafttraining liegen auf der Hand.
Ein Grund dafür, dass immer mehr Praxen neue isokinetische Geräte anschaffen ist, dass der Anspruch an die Tests immens gestiegen ist – auch wenn sich die Grundfunktionen der Geräte nicht wesentlich verändert haben. „Die Software ist mittlerweile bei vielen Geräten so gut, dass sie die Ergebnisse perfekt aufarbeitet und damit die Interpretation sehr vereinfacht. Sie stellt also direkt nutzbare Ergebnisse für die Therapie zur Verfügung“, sagt der Diplom-Sportwissenschaftler Volker Speckenbrink, Inhaber und Geschäftsführer des Physio- & Sporttherapie Zentrums (PSZ) in Großkrotzenburg am Main. „Dies nutzen wir vor allem in der Erweiterten Ambulanten Physiotherapie, da die Ärzte im Auftrag der Berufsgenossenschaften und Unfallversicherer von den Physios professionelle Dokumentationen einfordern.“
Vor allem aber ermöglicht die Isokinetik ein schonendes und effizientes Training und unterstützt damit wirkungsvoll das Hauptziel einer EAP, nämlich die Gesundheit und Beweglichkeit der Patienten möglichst schnell wieder herzustellen. Da das isokinetische Training den Muskel sehr sanft anhand seiner aktuellen Möglichkeiten trainiert, kann man mit Isokinetik bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt in der Rehabilitation beginnen. Dies verkürzt in vielen Fällen die Therapiedauer – sei es bei Meniskus-, Kreuzband- oder Schulterverletzungen, Totalendoprothese des Knie- oder Hüftgelenks oder bei anderen Verletzungen und Erkrankungen.
- Gezielte und kontrollierte Trainingsreize
Mit isokinetischem Training lassen sich gezieltere und kontrolliertere Trainingsreize setzen als mit normalem Krafttraining. Denn statt mit konstantem Gewicht – wie beim herkömmlichen Krafttraining – arbeitet man in der Isokinetik mit einer konstanten und kontrollierten Bewegungsgeschwindigkeit. Hierdurch wird ein sich ändernder, der Muskelkraft angepasster Widerstand generiert. Das heißt: Wenn der Patient stärkere Kraft anwendet, gibt das Gerät einen höheren Widerstand, um die Geschwindigkeit konstant zu halten. Investiert man weniger Kraft – etwa weil der Muskel an dieser Stelle noch zu schwach ist oder durch die Verletzung Schmerzen auftreten – antwortet das Gerät mit geringerem Widerstand. Der Patient genießt zu jeder Zeit ein tagesform- und schmerzabhängiges Training. Durch die gleichmäßige Belastung wird der angesprochene Muskel effektiv und dabei sehr sanft trainiert.
- Sicheres Training durch flexiblen Widerstand
Da sich das isokinetische Gerät dem Kraftaufwand des Trainierenden anpasst, wird das Überlastungs- und Verletzungsrisiko auf ein Minimum reduziert. Isokinetik ermöglicht also ein ganz besonders sicheres Training, das auch relativ früh in der Reha eingesetzt werden kann, weil sich der Widerstand stets dem Patienten und seinen aktuellen Möglichkeiten anpasst. Die Gefahr einer Überlastung wird so minimiert, Verletzungen fast vollständig ausgeschlossen. Das isokinetische Training ist durch den flexiblen Widerstand also besonders sanft und sicher.
- Präzise Überwachung und Dokumentation
Mithilfe der Isokinetik lässt sich der gesamte Trainings- und Therapieverlauf sehr genau testen und kontrollieren – vom Eingangsbefund über die Therapieplanung und die Trainingseinheiten bis hin zur Validierung am Ende eines Therapiezyklus. Beispielsweise zeigt die Kraftkurve des Isokineten zu jedem Zeitpunkt des Trainings, wo der Patient gerade steht: Gibt es eine Verbesserung, eine Verschlechterung oder einen zeitweisen Stillstand der Muskelkraft?
Dabei lässt sich sogar ablesen, in welchen Winkelbereichen eines Gelenks der Schmerz stärker und/oder die Kraft geringer ist. „Der Vorteil hierbei ist, dass man quasi um die Verletzung herum trainieren kann – vor allem in der Anfangsphase einer Therapie“, erklärt Volker Speckenbrink: „Wenn beispielsweise noch stärkere Schmerzen da sind, sehen wir anhand der Kraftkurve, an welcher Stelle schon etwas mehr Belastung möglich ist. Der Patient kann dann eventuell in einem anderen Gelenkwinkel trainieren. So lassen sich sowohl Schmerzen als auch das Verletzungsrisiko weiter reduzieren.“
Der Übergang zu funktionellem Training
Gerade in der Anfangsphase einer Rehabilitation lassen sich mit Isokinetik deutlich messbare Erfolge erzielen. Der einzelne Muskel wird sanft und effizient trainiert – und das bei sehr geringem Risiko. „Allerdings muss man im Verlauf der Therapie irgendwann auch zum funktionellen Training übergehen“, betont der Reha-Experte. Isokinetik allein bringt nicht den gewünschten langfristigen Erfolg, da man hier die Muskeln relativ isoliert trainiert. „Bei alltäglichen Bewegungsabläufen arbeitet ein Muskel aber nicht unabhängig“, so Speckenbrink. „Für eine vollständige Wiederherstellung von Kraft und Beweglichkeit müssen die unterschiedlichen Muskeln und Muskelketten auch effizient zusammenarbeiten.“
Leistungssport: Return to sports mit Isokinetik
Neben der Erweiterten Ambulanten Physiotherapie hat sich in jüngster Zeit auch der Leistungssport als Betätigungsfeld für isokinetisches Training herauskristallisiert. Weil sich damit sehr exakt testen lässt, nutzen viele Sportlerinnen und Sportler die Isokinetik, um beispielsweise nach Verletzungen oder längeren Pausen den genauen Leistungsstand zu ermitteln. So kann man feststellen, wann die Person wieder mit geringem Risiko ihren Sport ausüben kann. „Manche Vereine machen sogar prophylaktische Screenings“, erklärt Volker Speckenbrink. „Das heißt, sie testen die Spieler zu Beginn einer Saison, um herauszufinden, ob und wo es Verletzungsrisiken gibt bzw. in welchen Bereichen der Spieler oder die Spielerin besonders trainieren muss, um verletzungsfrei durch die Saison zu kommen.“
Biodex System 4: Isokinetik fürs 21. Jahrhundert
Zur bestmöglichen Betreuung seiner Patienten und Leistungssportler hat sich Volker Speckenbrink für das Biodex System 4 (S4) entschieden. „Mit diesem Gerät kann man fast jede Muskelgruppe des Körpers testen und trainieren – egal ob Hände, Füße, Kniegelenk, Hüftgelenk oder Schultergelenk, egal ob Adduktion oder Abduktion, Innen- oder Außenrotation,“ sagt der Sportwissenschaftler.
Vor allem schätzt er die Bedienfreundlichkeit des Systems im Alltag seines Physiotherapie- und Sportzentrums: „Es gibt eine große Bandbreite an Adaptern, die sich je nach Gelenk und Körperteil schnell und einfach einbauen lassen. Mit etwas Erfahrung geht das ruckzuck. Das Beste aber ist die Software. Die ist schnell erlernbar und funktioniert sehr intuitiv. Das ist ein großes Plus, weil auch Teilzeitkräfte, die nicht täglich damit arbeiten, mit dem Gerät wunderbar zurechtkommen.“
Zwar lassen sich mit dem S4 für jeden Patienten individuelle Trainingsprotokolle erstellen, doch in den meisten Fällen ist das gar nicht nötig, wie Speckenbrink in seiner Praxis feststellt: „Wir nutzen fast immer die Testprotokolle, die uns das System vorschlägt. Die basieren auf langjähriger Expertise und sind wirklich sehr gut. Außerdem geben sie uns super Ideen, Tests auch mal anders zu gestalten als gewohnt.“
Fazit: Der isokinetische Widerstand ermöglicht eine genaue Darstellung der dynamischen Kraftentwicklung der gewünschten Muskulatur, was mit keinem anderen Test- und Trainingsgerät möglich ist. Daraus resultiert der große Einsatzbereich in der Leistungsdiagnostik, der Prophylaxe und der Rehabilitation.